IR Blind Date: Tag 2: Bis dass die Köpfe rauchen!

Lukas Reichl von der TU Dresden lässt die Teilnehmer bewusst an verzwickten Fun- und Wissensfragen scheitern. Das gemeinsame Spiel lockert auf und stärkt den Gemeinschaftssinn für den Rest des Tages.

Am Samstag, den 18.3.207, erwartete die Gruppe ein abwechslungsreicher Tag an der OTH Regensburg. Durch die freundliche Unterstützung der Studierendenvertretung, der Fachschaft AM sowie der Fakultät und des Dekans von AM konnte die Lounge und Küche des Studierendenhauses sowie umfangreiche Workshop-Materialien wie Beamer, Leinwand, Flipcharts und Moderationskoffer umsonst angemietet werden.

Darüber hinaus hatten die Organisatoren vorher in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Uni-Teams ein Programm erarbeitet, welches einen Mix aus Team-Building, Networking und produktiven Arbeitssessions umfasste.

Gestärkt in die produktive Arbeitsphase

Zunächst aber wurden die Gäste am frühen Morgen gegen 7.45 Uhr mit einem Frühstücksbuffet begrüßt. Da gab es Äpfel und Orangen, aber auch – natürlich traditionell bayerisch – Semmeln und Brezen mit Obazda und anderen Aufstrichen. Auch für Getränke war gesorgt: heißer Kaffee diente als Wachmacher und Tee wärmte die Frühaufsteher für den trüben, bewölkten Samstagmorgen auf. In kleinen Sitzrunden tauschte man sich zum letzten Abend aus, genoss das gemütliche Frühstücken und bereitete noch schnell die eigenen Materialien für die späteren Vorstellungen der Studiengänge vor.

Im Studierendenhaus der OTH Regensburg wird am 18.3.17 zunächst gefrühstückt und dann gearbeitet und diskutiert.
Im Studierendenhaus der OTH Regensburg wird am 18.3.17 zunächst gefrühstückt und dann gearbeitet und diskutiert.

Pünktlich um 8 Uhr ging es dann los: Julia Rusch, Vorstandsvorsitzende des IRM Network e. V., begrüßte die Gäste an der OTH Regensburg und ließ Dankesworte an alle Förderer des Projekts fallen: das Treffen wäre nicht ohne die Unterstützung des IRM network, der Fachschaft AM, der Fakultät AM oder des Vereins der Freunde der OTH Regensburg und der beteiligten Fachschaften der Universitäten Passau, Erfurt, Dresden und Kleve zustande gekommen.

Willkommen geheißen wurde ebenfalls die Diplompsychologin Ulrike de Ponte, die an der OTH Regensburg für die Koordination und Geschäftsführung der Zusatzausbildung “Internationale Handlungskompetenz” (IHaKo) verantwortlich ist. Sie hatte sich bereit erklärt, am Samstag dem Workshop beizuwohnen und zu moderieren.

Team-Building: Wir wissen, dass wir nichts wissen!

Eingeleitet wurde das Programm durch Lukas Reichl, Vertreter der TU Dresden und Vorstandsmitglied des Internationale Beziehungen Dresden e. V. Mithilfe einer präparierten Dartscheibe, Pfeilen und einem Haufen Fragen im Gepäck, ließ er die Teilnehmer untereinander das Eis brechen: der Gemeinschaftssinn wurde durch gemeinsame Herausforderungen, Quizfragen und den ein oder anderen Lacher gestärkt. Was mit Wissens- und Funfragen startete, endete letztlich in dem ein oder anderen Freibiergewinn und der allgemeinen Erkenntnis, dass alle Teilnehmer gleichermaßen mit Nichtwissen gestraft waren. Ganz nebenbei entstand so eine vertrauensvolle und offene Atmosphäre. Mission accomplished!

“If you’re not prepared to be wrong, you’ll never come up with anything original.”

― Ken Robinson, The Element: How Finding Your Passion Changes Everything

Lukas Reichl von der TU Dresden lässt die Teilnehmer bewusst an verzwickten Fun- und Wissensfragen scheitern. Das gemeinsame Spiel lockert auf und stärkt den Gemeinschaftssinn für den Rest des Tages.
Lukas Reichl von der TU Dresden lässt die Teilnehmer bewusst an verzwickten Fun- und Wissensfragen scheitern. Das gemeinsame Spiel lockert auf und stärkt den Gemeinschaftssinn für den Rest des Tages.

An das Team-Building schloss sich einer der wichtigsten Teile des Vernetzungstreffens an: die Vorstellung der einzelnen Universitäten und Studiengänge. Nacheinander gab jede Studierendengruppe einen Kurzüberblick über ihr Studium.

Dabei wurden auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hingewiesen und Alleinstellungsmerkmale herausgearbeitet. Nicht selten wurden die Sprecher mit Fragen gelöchert. Alle waren ganz bei der Sache und niemand scheute sich davor, selbstkritisch und reflektiert über Vor- und Nachteile bestimmter Studienaspekte zu diskutieren.

“But if you ask about their education, they pin you to the wall. Because it’s one of those things that goes deep with people, am I right?

― Ken Robinson, TED Talk Do Schools Kill Creativity?, February 2016

Umfassende Auslandsvorbereitung einzigartig in Regensburg

Klare Unterschiede zeigten sich unter den Studiengängen hinsichtlich der Wahlmöglichkeiten und Optionen, ins Ausland zu gehen. Beeindrucken konnte das Regensburger Team mit seinem Bericht von der dedizierten Auslandsvorbereitung, die den Studiengang International Relations and Management (IRM) an der OTH Regensburg auszeichnet. IRMler verbringen ein Jahr im Ausland, jeweils 6 Monate in Auslandsstudiensemester und Auslandspraktikum. Optimal vor- und nachbereitet werden diese Auslandsaufenthalte nicht nur durch eine umfangreiche Sprachausbildung und Seminare, sondern auch durch die IHaKo-Ausbildung.

Ulrike de Ponte gab mit einer Übung, die IHaKo-Fans nicht neu sein dürfte, den Studierenden Einblicke in unterschiedliche Begrüßungsrituale. Jeder erhielt einen Zettel mit Anweisungen und Informationen zum eigenen Begrüßungsritual. Reden war nicht erlaubt. Die Aufgabe: Finde deine dir zugehörige Gruppe mit dem gleichen Begrüßungsritual. So wuselte der Raum schnell vor Verbeugungen, Handreichungen, Nasenstupsen, Wangenreiben und Schulterklopfern.

Ulrike de Ponte stellt das Zusatzstudium "Interkulturelle Handlungskompetenz" vor, welches IRMler im ersten Studienabschnitt absolvieren müssen.
Ulrike de Ponte stellt das Zusatzstudium “Interkulturelle Handlungskompetenz” vor, welches IRMler im ersten Studienabschnitt absolvieren müssen.

Für die angereisten Studierenden war diese Art von Übung komplett neu und sie zeigten sich im Nachgang an die Übungsanalyse sehr interessiert an IHaKo. Was IRM-Studierende oftmals hören und manchmal anzweifeln, zeigte sich hier deutlich: nirgends anders war den Studierenden ein derartiger Fokus auf lebenslanges Lernen, praxisorientiertes Training und Selbstreflektion in der interkulturellen Kommunikation begegnet.

Studiengänge und -umstände so unterschiedlich wie Tag und Nacht

Im Laufe der Vorstellungen und der folgenden Diskussionen kristallisierten sich insbesondere folgende Unterscheidungsmerkmale zwischen den vertretenen Studiengängen heraus: So wurde das Studium an der TU Dresden als dogmatischer und konservativer beschrieben als z. B. an der Uni Passau. Hier lege man einen besonderen Wert auf Reformcharakter, gleichzeitig leide aber die Interdisziplinarität aufgrund von fehlenden Ressourcen und klarer Abgrenzung zu anderen Studiengängen der Fakultät Staatswissenschaften.

In Kleve wähne man sich besonders praxisorientiert und innovativ. Der Vergleich zu Kulturwirtschaft in Passau und IRM in Regensburg lasse allerdings auf Nachholbedarf und Verbesserungsmöglichkeiten schließen, insbesondere im Hinblick auf eine anstehenden Akkreditierung des Bachelors International Relations an der niederländischen Grenze.

Abschließend wurden auch die Stellung der Studiengänge und ihrer Fachschaften an den Hochschulen kritisch reflektiert. Während IRM z. B. in einer fachfremden Fakultät untergebracht ist und durch das verpflichtende Auslandsjahr die meist einjährige Fachschafts- und hochschulpolitische Arbeit eingeschränkt wird, leidet der Studiengang Internationale Beziehungen trotz eines eigenen Zentrums für Internationale Studien an Isolation an einer allgemein technisch orientierten Universität.

Da Studierenden- und Alumnivereine (IRM Network e. V., kuwi netzwerk international e. V., Internationale Beziehungen Dresden e. V.) ebenso wie Fachschaftsvertreter (Uni Erfurt, HSRW Kleve, OTH Regensburg) anwesend waren, wurde sich ebenfalls intensiv über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Organisationsstrukturen und Ressourcen ausgetauscht.

So ist das kuwi netzwerk deutschlandweit bekannt: Es ist mit über 3.000 Mitgliedern der größte deutsche Bachelor-Alumni-Verein. Ein kuwi-Alumni, Prof. Dr. Thomas Groll, war 2013 derjenige, der IRMler in einem Projektseminar anregte, ihren eigenen Verein zu gründen – und das vor allem aufgrund seiner Erfahrungen mit dem kuwi netzwerk. Heute feiert das IRM network dreijähriges Bestehen und eifert mit einem Mix aus Gastvorträgen, Social Events, einem Mitgliederevent und einer Website voller Erfahrungsberichte zum Studium dem kuwi netzwerk nach, verfügt aber mit 200 Mitgliedern noch längst nicht über die Ressourcen, auf die der Passauer Verein zählen kann.

Gemeinsame Projekte: wer, wie was, wieso, weshalb, warum?

Der Austausch über die Studiengänge erwies sich als überaus produktiv und richtungsweisend. Der Raum sprühte vor Energie und ein jeder hatte nun bereits einige Ideen für mögliche Arten der Zusammenarbeit und Vernetzung im Kopf, die in der nun folgenden Brainstorming-Session zu Papier gebracht werden wollten. Die Moderation dieses Teils übernahm das Team aus Kleve.

Zunächst wurde in einer zwanzigminütigen Phase in Kleingruppen über allgemeine Handlungsfelder und Ideen gesprochen. Alles wurde festgehalten – kein noch so kleiner Einfall sollte verloren gehen. Anschließend wurde die ganze Bandbreite an Stichpunkten im Rahmen eines Ideen-Marktplatzes vor der Gesamtgruppe vorgestellt.

Es ergaben sich drei Bereiche: 1. die Weiterführung von Vernetzungs- und Weiterbildungstreffen, 2. Ideen rund um die Zielgruppe Studieninteressierte und 3. Arbeitspakete die Organisation, Kommunikation und Arbeitsstruktur von zukünftigen Projekten betreffend.

Paola Gamez-Lehmann aus Kleve führt in den Brainstorming-Teil des Programms ein.
Paola Gamez-Lehmann aus Kleve führt in den Brainstorming-Teil des Programms ein.

Ersteres betraf den Wunsch der Teilnehmer am IR Blind Date in der Zukunft weitere Vernetzungstreffen zu organisieren. Diese sollten für so viele Studierende wie möglich zugänglich sein, insbesondere auch für ausländische Studierende, sowie mindestens einmal jährlich stattfinden. Für die Ausgestaltung dieser Treffen wurden ebenfalls Ideen gesammelt. So einigten sich die Teilnehmer darauf, dass Workshop und Weiterbildungselemente, Lücken punktuell füllen könnten, die zuvor beim direkten Vergleich der Studiengänge aufgefallen waren (z. B. Interkulturelle Kompetenz oder Auslandsvorbereitung betreffend). Ebenso wären in unterschiedlichem Maße Variationen von Alumni-Treffen, Berufskaffes und Gastvorträgen im Rahmen der Vernetzungstreffen denkbar.

In einer zweiten Kleingruppe wurde sich intensiver zum Thema Studiengangvergleich ausgetauscht. Alle Anwesenden schienen die gleiche Erfahrungen gemacht zu haben: Mit dem Berufsbild vom diplomatischen Dienst im Kopf, hatte man sich auf zumeist zunächst auf Dresden aufgrund der Prominenz des dortigen Studiengangs in Deutschland beworben und abgesehen davon nicht gewusst, dass es noch andere Studienstandorte gab, die in Frage gekommen wären. Frisch vom Abitur habe man weder den Durchblick noch das Wissen gehabt, worauf zu achten sei, was einen wirklich interessiere und was einen Standort oder eine Uni so besonders mache. Die Erkenntnis darüber, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat oder nicht, kam bei den meisten erst dann, als ein Studiengangwechsel beschwerlich und zeitraubend gewesen wäre.

Warum also nicht Projekte entwickeln, die zukünftige Studieninteressierte mit einer Leidenschaft für Internationale Beziehungen als Zielgruppe haben. Entwickelt wurde diesbezüglich die Idee einer informativen Online-Vergleichsplattform, die sich durch einen eigens entwickelten Index von den bekannten Rankings der ZEIT oder des Studienführer  abheben und sich speziell auf die IB-Hochschullandschaft Deutschlands konzentrieren würde.

Zuletzt wurde eingehend diskutiert, wie man sich weiter organisieren solle: bei weitem die kontroverseste Besprechung des Tages! Einige Einigung in der Kürze der Zeit zu erzwingen, erschien keinem der Anwesenden besonders klug. Zunächst würde man in den bestehenden Ortsgruppen an den Ideen weiterarbeiten und insbesondere zu den aufwendigeren und kritischsten Themen Recherchen betreiben sowie Unterstützung an den eigenen Standorten einwerben.


Autorin: Julia Rusch, zum 18.3.17, Workshop im Rahmen des IR Blind Dates vom 17-19.3.2017

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