Ich bin Sebastian und habe IRM 2015 abgeschlossen. Was ist seitdem aus mir geworden? Als sich meine Studienzeit in Regensburg dem Ende zuneigte, musste ich mich selbstredend für den weiteren Weg entscheiden. Für mich war klar, dass ich jedenfalls einen Master machen würde, da ein Bachelor nicht wirklich als akademischer Abschluss angesehen wird. Während dem Studiengang hatte ich meinen Interessensfokus auf Sicherheitspolitik gelegt. Mir gefiel vor allem die praktische Herangehensweise mit den Summer Schools und Übungen, die Prof. Bresinsky organisierte. Mir wurde aber bald klar, dass ein Master im Bereich Politik nicht in Frage käme.
Ich hatte nicht sonderliche Lust, abstrakte sozialwissenschaftliche Theorien zu studieren, um dann einen Abschluss zu erlangen, mit dem man wahrscheinlich erst einmal arbeitslos oder unterbezahlt ist. Also musste ich mir etwas anderes überlegen. Ein Trend, der in den letzten Jahren klar meine Aufmerksamkeit gefasst hatte, war die Transformation der Gesellschaft durch Datensammlung und künstliche Intelligenz. Auch war mir klar, dass der Arbeitsmarkt in Zukunft dringend Leute brauchen würde, die aus der Datenflut Informationen herausziehen können würden. Um für diese Art von Jobs qualifiziert zu sein und um “Big Data” besser zu verstehen, würde aber ein starker technischer Hintergrund in IT und Mathematik nötig sein.
Dementsprechend sah ich mich nach Masterprogrammen im IT Bereich um. Ich bewarb mich schließlich an der University of East Anglia, wo ich auch prompt angenommen wurde. Nachdem ich allerdings dort vorwiegend mit Studierenden aus dem Bereich Mathematik und Technik mithalten müssen würde, beschloss ich nach dem BA ein Jahr auszusetzen, um meine technischen Fähigkeiten auf Vordermann zu bringen. Ich hatte bereits einige Programmierkenntnisse in Python sowie einen elementaren Hintergrund in Statistik. Dank Coursera, edx, und verschiedenen Büchern konnte ich diese Fähigkeiten ausbauen. Allerdings wollte ich das Jahr nicht Zuhause sitzen. Ich hatte ein Auslandssemester in Jordanien verbracht und dann Arabisch als Wahlpflichtsprache gewählt. Ich wollte die Sprache aber richtig lernen, weswegen ich nach dem Abschluss in Regensburg einige Monate nach Jordanien zurückging und dort einen Intensivkurs Hocharabisch belegte.
Nach meiner Rückkehr nach Europa arbeitete ich einige Monate als Übersetzer mit syrischen und irakischen Flüchtlingen sowie im Tourismus, wodurch ich die Sprache dann letztendlich so weit beherrschte, dass ich Tageszeitungen lesen und mich mit den Leuten fließend verständigen konnte. Nachdem es aber erst November 2015 war, hatte ich noch einige Monate bis Studienbeginn. Ich beschloss kurzerhand, für ein halbes Jahr nach China zu gehen und so viel wie möglich von der Sprache zu lernen. Von meiner Zeit in Argentinien wusste ich, dass man eine Sprache am schnellsten lernt, wenn man sich nur mit Muttersprachlern umgibt, die kein Englisch sprechen. Folglich wollte ich nicht nach Beijing oder Shanghai, sondern in die Provinz. Ich fand schließlich eine Schule, die in einer Kleinstadt (für chinesische Verhältnisse mit einer Million Einwohnern) lag und die mir ein Visum verschaffen konnte. So verbrachte ich ein halbes Jahr in Lijiang in der Provinz Yunnan. Als einer von 10 Ausländern unter einer Million Chinesen erweckte ich natürlich einige Aufmerksamkeit. Dementsprechend leicht war es aber auch neue Freundschaften zu knüpfen, was meinem Sprachfortschritt sehr behilflich war. In China ist die Sprache wirklich absolut essentiell, um aus der Expat-Blase herauszukommen.
Nach einem sehr bereichernden Jahr im nahen und fernen Osten, bin ich nun seit September 2016 in Großbritannien. Nachdem es sich um einen einjährigen Master handelt, ist das Studium extrem intensiv. Neben Core Computer Science Fächern wie objektorientiertem Programmieren, Algorithmen und Datenbankdesign habe ich meinen Fokus hier auf Statistik, Machine Learning und Data Mining gelegt. Das sind im Prinzip die Werkzeuge, die nötig sind um mit “Big Data” erfolgreich umzugehen. Momentan schreibe ich an meiner Masterarbeit und hoffe, dass sich danach die Kombination aus IT/Data/exotische Fremdsprachen am Arbeitsmarkt bezahlt macht.
Autor: Sebastian Kirsch, Alumni-Reihe, 2. IRM-Jahrgang, Start 2011/ Ende 2015